Reudnitzer Tropfhäusel von 1712

bild_werdauer_Str._20

 

Anno 1712

Hans Kaspar Trütschler war sein Großknecht siech geworden, deshalb war er auf Suche nach einen tüchtigen Ersatz. Sein Vetter Carl Erdmann von Commerstätt empfahl einen tüchtigen, kräftigen zu gebrauchenden Landmann mit 3 mitessern, für den entschied sich der Trütschler und baute auf seinem Hofe schnell ein kleines Tropfhäusel, wahrscheinlich zum späteren Verkauf. Der weitere Werdegang des Häusels und seiner Bewohner ist z.Z. im Dunkeln.

Anno 1797

Taucht das Tropfhäusel wieder auf, es war wegen einem Stallbau vom hiesigen Ritterguthe wieder Abgebaut worden und lag aufn Guthe.

Anno 1800

Folgender Gerichteintrag Meister Johann Michael Warneck alhier

Anno 1805

Mst. J.M. Warneck lag auf dem Sterbebett und bestellte das Gericht zu sich ins Haus, den Richter Johann Friedrich Bauers den Gerichtsschöppen Christian Heinrich Seifarts.
Es wurden umfangreiche Nachlasverträge geschrieben, besage des hiesigen Gerichtsbuches vom Jahr 1768 Fol 67 1800 in Lohn und Würdengereicht worden, mittels das von ihnen allerseits
Gräsondierten und sofort Gerichtswegen bestätigten Lehnträgers mit allen darauf Haftenden Rechten und Gerechtigkeiten, Nutzungen und Beschwerungen, nahmendlich was letzteres betreffn.
Mit einem vollgangbarem Steuerschock, acht Pfennigen zu jedem Quatember, alljährlich einen Thaler Erbzinns halb. Zu Walburgis und halb zu Michaelis, acht Tage Handfrone alln Jahrn, namlich vier Tage Graben- und Getreidehauen und vier Tage Handarbeit, wann und wozu sie die Herrschaft verlange, dann wann die Besitzung an einem neuen Besitzer kömmt, 5 pro cent Lohngeld nach dem unsern Wart und Willen.

Abgelöst

Mit 1 sg.— Amts

Oder 25 sg,— Capital Diese Zahlungen sind ans Gericht zu zahlen

Pinther, Gericht

Das bedeutet, der Warnek war schon Besitzer, deshalb ist bisher kein Kauf-Kontrackt gefunden, er hat schon 1768 das Haus gekauft, ev bis 1797 bewohnt.
Warneck war in I. Ehe mit Marie Rosine Zahn verheiratet, welche verstarb.

Anno 1798

Das Haus wurde am jetzigen Standort wieder aufgebaut und wesentlich erweitert, das Strohdach wurde gegen ein Hartdach ersetzt und dem ältesten Sohn Johann Gottlieb Warnick die andere halbe Baustatt verkauft für Fünf und Siebzig Mfl.-,-, Reusik Curr, den Convenstions/thaler zu 23 gl. Gerechnet,/also dergestalt dass der Käufer und die Kaufsumme 13 Mfl. 3. gl. An seine Mstr. War-/Necks. 2. Tochter er-/ ster Ehe, / Johanne Friedericke Warneck wel-/che dieselbe in Gemäs-/heit seines Lehnbriefs/ bezahle.
24 Mfl. 18 gl.-. an Johann Jacob Wer/ner am Hardtberg/welche er dermselben schulde.
Seine schwerhörige Schwester, Hanna Sophin Harnackin, die lebenslängliche sowie Herberge im Hause gestattenund ihr nach der Mutter Tode jährlich 3. Virtel Greizer Maas Erdapfel verabreichen, auch seiner zweiten Schwester Christiane Caroline Warnikin und seinem Bruder Christian Fridrich Warnik, bei Kostfreieheiten und Dienstlosigkeiten den Aufenthalt 4 Wochenlang im Hause gestatten.
Standort Das Grundstück zur Erstellung des Hauses kaufte Warnick von der Gemeinde Reudnitz also dem damals schon bestehenden Amtsdorf. Der Preis ist z.Z. nicht bekannt.
Die Katasternummer 14 Parzellennummer 115, die spätere Hausnummer war die Nr. Werdauerstraße 20. Heutige Hausnummer Werdauerstraße 9.
Das Nachbarhaus ehemals Berthel jetzt Frenzel. Da es der Sohn war wurde Ihm gestattet den Hof zu überbauen, dass bedeutet, der Unterteil des Hauses gehört zur Hausnummer 9.

Anno 1863

Die Warniks Eltern waren in der Zwischenzeit verstorben, die Frau des Sohnes Meister Gottlieb Warneck welcher auch verstorben war erscheint am 23. Januar vor Fürstlichen Justizamt endesgesetzten Tages alhier. Frau Wilhelmine anderweit verehelichte Lindner vorher verwittbete Warnick geb. Becher, 43 Jahre alt, mit Ehemann Webermeister Christian Friedrich Lindner
In Reudnitz
Der aufgesetzte Erbvertrag enthält viele Vereinbarungen für das Erbe der Kinder und andere dingliche Verpflichtungen. Der Wert der Liegenschaft wird wie folgt dargestellt.
Dieses ehemännliche Imobiliarbesitzthum für auf
Güterzettel 14 als Paralleln 115 quat. 1 mit
3 ½ Q.-Ruthen Wohnhaus
1 ¾ Q- Ruthen Wohnhaus
4 ¾ Q- Ruthen Hofraum
17 QR 0 2 Ar 41 QM Sap.
Diese Aufstellung ist rechnerisch nicht nachzuvollziehen, steht aber in der Urkunde so.
Vorgezeichnet, wobei jedoch zu gedenken, dass das mit 1 ¾ QR aufgeführte Wohnhaus als anderseits dem Besitzer des Hauses Nr. 12 ( jetzt Scheffel ), die Grundfläche dagegen sonst dem Gottlieb Warnek,jetzt dessen Erben gehörig ist.
Der Kaufpreis 400 Rheinische Gulden oder 1200 Mark
Der Käufer: Webermeister Christian Friedrich Lindner von Gospersgrün, jedoch in Reudnitz förmlich aufgenommen, 48 Jahre alt.
Der Verkäuferin: Wilhelmine verehelichte Lindner mit Erben.
Unter Amtshand und Siegel wurde nachfolgender
Lehnbrief ausgefertigt
Fürstlich „ Reuß „ Haus Justizamt II daselbst
Siegel JS: Holstein

Anno 1880

Christian Friedrich Lindner kaufte vom Amtsdorf Reudnitz vertreten durch Fürstliches Amtsgericht alhier. Der Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher Friedrich Ferdinand Reinhold und der Gemeinderatsvorsitzende Bäckermeister Carl Künzel ebendaher am 28.Februar 1880 ein Stück Land von der Gemeindeparzelle 143 mit der Nr. 143 a in der Größe von 49 qm. Dabei ist zu beachten, dass er seiner Nachbarin, der Frau Johanna Sophia verw. Opitz ( Heute M. Mittag ) ein überfahrrecht zur Flurparzelle 128 für alle Zeiten und allen Rechtsnachfolgern zusichert.
Der Kaufpreis nicht angegeben.
Die Abgaben und Lasten auf dem Haus:
10 Sgr. 3 pf. Halb Walp halb Mich. Erbzins
5 Sgr. 10 pf. Jährlicher Gemeindezins
3 MK Jahresrente für Lehngeldablösung lt.Dinter v. vom 30../5. 1874
Dieser Lehnbrief wurde den 8.Juni 1880 in Greiz Convermiert.
Fürstliches Amtsgericht
Abth. II für nichtstreitige Rechtssachen
Amtssiegel JS: Hirsch

Anno 1882

der nächste Eintrag zum Häusl erfolgte am 5. Dezember 1882, das

Haus wurde wieder verkauft mit nachfolgenden Lehnbrief.

Endesgesetzten Tages ist vor Fürstlichem Justizamt alhier erschienen

1. Webermeister jetzt Privatie Christian Friedrich Lindner zu Reudnitz
Verkäufer
Webermeister Karl Gotthilf Schürer
aus Schönfels bei Zwickau
Käufer
Mit folgendem Anbringen vor den Gericht erschienen

Herr Amtsrichter Trögel

Fürstliches Amtsgericht Greiz

Abtheilung II für nichtstreitige Rechtssachen

Herr Schürer hat sich als Mitglied der Gemeinde Schönfels legitimiert

und erklärt, dass er schon in den nächsten Tagen nach Reudnitz ziehen wolle.Es folgt eine Aufstellung von Plichten und Erklärungen.
Es wird eine einvernehmliche Erklärung aufgesetzt.
7. Dezember 1882 Webermeister Karl Gotthilf Schürer aus Schönfels erkauft das Kleinhaus sammt Zubehör von
Christian Friedrich Lindner für 2400 MK – is, vermögen gerichtlichen Kaufvertrages vom 5. Dezember 1882
Bl. 4 der Spezialseiten zu diesem Folium.
Abgaben und Lasten
3 MK jährliche Rente für abgelöstes Lehngeld an
Fürstliche Landrentenbank in Greiz
58 Silbergroschen jährlich Zins in die Gemeindekasse
Recognitionsschein

Unter Amtsgerichtshand und Siegel ausgefertigt wird

Greiz, den 14. Dezember 1882

Fürstliches Amtsgericht

Abtheilung II für nichtstreitige Rechtssachen

Amtssiegel Trögel Amtsrichter

Der C.F. Lindner verzog nach Dresden –Sachsen und trat ein erhebliches Erbe an.
Über den Hauskauf wurde ein Schuldschein ausgestellt mit Zahlungsfristen und den anfallenden Zinsen von 4% per anno.
Dieser Schuldschein wurde in 7 Rathen jeweils mit den entsprechenden Zinsen abgetragen.
Die letzte Rathe wurde am 31. August 1895 mit folgendem Text bezahlt.
300 Mark als Restforderung des H. Lindner auf den auf unterzeichneter hier
genanntn Obligatio oder Schuldschein habe ich denselben nebst fälligen Zinsen bezahlt bei meinem Besuch im Monat Februar 1893 Der Schuldschein ist, nachdem die Forderung beglichen von H. Lindner vernichtet worden, da derselbe eine Forderung nichtmehrzu halten hat.

Reudnitz, den 31. August 1895

K.G. Schürer

Anno 1871 Wurde dem Carl Gotthilf Schürer aus Schönfels verheiratet mit der

Johanna Wilhelmine Seifert aus Gottesgrün ein Sohn gebohren Nahmens

Paul Hermann Schürer, zu diesem Zeitpunkt wohnten sie noch in Schönfels.

Anno 1921 Der Materialwarenhändler Karl Gotthilf Schürer und sein Sohn schließen
Vor dem Thüringer Amtsgericht Greiz Abteilung für freiw. Gerichtsbarkeit
folgenden Kauvertrag ab,
Das Haus- und Gartengrundstück zu Reudnitz Haus Nr. 20 bestehend aus den Parzellen Nr. 115, 115a, ohne den Überbau, welcher dem Besitzern des Hausgrundstückes Nr. 19 gehört und Nr. 143a des Flurbuches für Reudnitz
Mit allen aufhaftenden Rechten und Lasten, Nutz- u. Beschwerungen.
Als baren Preis hat Käufer die Summe von
M 5500. – –
In Buchstaben: Fünftausendfünfhundert Mark an mich zu entrichten.
Unbeschadet dieser baren kaufsumme behalte ich mir vor auf meine
Lebenszeit die unentgeldliche
Herberge
Es folgt eine lange Liste von Leistungen die der Käufer unentgeldlich zu erbringen hat.
Der Warenschauer Paul Hermann Schürer von Reudnitz 49 Jahre alt verpflichtet sich die alles getreulich und gewissenhaft zu erfüllen.
gez. Karl Gotthilf Schürer
gez. Paul Hermann Schürer

Anno 1901

Der Warenschauer Paul Schürer heiratet am 19. Januar 1901 Ida Agnes Richter aus einer alteingesessenen Reudnitzer Familie. Der P. Schürer arbeitet als Warenschauer für verschiedene Firmen. Die I. A. Schürer betrieb ein Kolonialwarengeschäft im Hause Nr. 20. In der Ehe wurden zwei Mädchen und ein Junge geboren:
Paul Hermann Schürer starb 22.08.1945
Ida Agnes Schürer starb 23.03.1962

Anno 1940

Heiratete die Hildegard Schürer den Walter Alfred Bauer aus Greiz, aus der Ehe gingen 2 Kinder hervor Renate Bauer und Roland Bauer beide gingen in Reudnitz bis 1957 bzw. 1959 zur Schule

Anno 1950

Der Kolonialwarenladen wurde Anfang 1951 geschlossen und anschließend von der Firma Feustel zu Wohnzwecken umgebaut, die Bescheinigung des Kreisrates zur Schlussabnahme erfolgte am 13.09.1952.

Anno 1962

Das Haus erbten die beiden Frauen

Frieda Hahn geb. Schürer

Hildegard Bauer geb.Schürer

Der Sohn Paul Schürer ist am 19.12.1942 im Osten gefallen.

Anno 1973

Das Haus wurde von einer dürren Kiefer welche auf dem Grundstück der Frau Riemenschneider stand bedroht, es erfolgte ein Papierkrieg mit dem Ergebnis, dass der Finanzverwalter der Bürgerin Riemenschneider welche nicht mehr in der DDR wohnte am 17.9.1973 die Fällgenehmigung erteilte.
Die Auflagen waren, alle ev. anfallenden Kosten welche bei der Fällung der Kiefer auftreten können, hat die Antragstellerin Hildegard Bauer zu übernehmen.
Schluß 1986 Das Tropfhäusl wurde am 16. Juni 1986 von der Fam. Verkauft, da meine Mutter Hildegard Bauer die Bewirtschaftung aus gesundheitliche Gründen nicht mehr möglich war.
Der Erwerber war die Fam. Jürgen Walter selbiger hat das Haus zwischenzeitlich weiterverkauft.
Die Erwerber sind eine angaschierte Familie, sie haben das Haus wieder in einen sehr guten Zustand gebracht , von einem Tropfhäusel kann keine Rede mehr sein.
Die Aufstellung habe ich zum Gedenken an meine Mutter Hildegard Bauer gemacht, die das Haus sehr liebte und sich nur unter etwas Gesundheitsdruck trennen konnte.
Alle angeführten Urkunden und Schreiben befinden sich in meinem Besitz ,aber ungeachtet aller Bemühungen bin ich für alle sachlichen Anregungen und Richtigstellungen dankbar. 

Ausführung nach Textvorlage.

Anregungen an: r_p_b@web.de
PS. Die Familie Schürer lebt in der 18. Generation. Urkundliche Ersterwähnung 1436.
Ich wünsche dem Haus und seinen Besitzern alles Gute und Gottes Segen.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Suchen
Archive